Mächlertradition Pfronten

Die Pfrontener hatten im Mittelalter einzigartige Freiheiten und Rechte. Als so genannte „freie Gotteshausleute“ waren sie nicht leibeigen und gehörten nicht, wie damals üblich, ihrem Landesherren. So durften sie - ohne dem einengenden Zunftzwang zu unterliegen - ein Handwerk ausüben und damit den in dieser Gegend kärglichen bäuerlichen Broterwerb mit Handwerksarbeiten aufbessern. Eine rege Gewerbekultur entstand und die besonderen Freiheiten zogen reiche Schaffenskraft, Ideenreichtum und Findigkeit nach sich.

 

Bis in die heutige Zeit von noch größerer Bedeutung in praktischer und materieller Hinsicht ist die Frucht dieser „Mächler-Tradition“ in ihrem Aufblühen in der Feinmechanik und dem Maschinenbau. In vielen Wohnstuben standen kleine Drehbänke oder ähnliche Maschinen. Der Ort erlebte durch Pioniergeist, Erfindungsreichtum und Geschick seiner Einwohner eine industrielle Revolution mit ganz eigenem Gepräge. Unternehmen von Weltruf und für Pfronten kaum zu überschätzender Bedeutung sind entstanden. Bis heute ist diese Branche eine Säule des wirtschaftlichen Lebens sowie neben Tourismus und Handwerk unverzichtbarer Hauptarbeitgeber im Ort. Gesellschaftlich prägend, bereichernd und ein wesentliches Stück Orts- und Technikgeschichte.

 

Die Tradition, die Mentalität der „Mächler“ lebt heute noch fort und hat aufgrund der dargestellten historischen Hintergründe einen großen Schwerpunkt und starke Wurzeln in Pfronten. Diese Ortsgeschichte ist aber kaum aufbereitet und nicht öffentlich dargestellt. Feinmechanischer „Geist alter Prägung“ und persönliches Wissen sind in der Bevölkerung vorhanden, werden aber zunehmend überlagert und drohen verloren zu gehen.

 

Aus dieser Motivation heraus wurde im Rahmen des LEADER-Projektes „Mächlertradition in Pfronten“ ein erstes Projekt umgesetzt, das die Geschichten, Menschen und Fakten gesammelt und im Rahmen einer Filmproduktion umgesetzt hat. Mit der öffentlichen Vorstellung des 28minütigen Filmbeitrages zum „Tag der Regionen“ am 4. Oktober 2015 fand diese erste Projektphase ihren formellen Abschluss. Nach Beschluss des Gemeinderates vom 25. April 2013 soll im Rahmen einer zweiten Projektphase nun eine dauerhafte Ausstellung konzeptioniert und umgesetzt werden. Dabei kommen verschiedene Standorte in Frage; favorisiert wird das Gebäude der Firma Haff in Pfronten, die auch wesentliche Exponate als dauerhafte Leihgabe zur Verfügung stellt und authentische Räumlichkeiten bietet.

 

Maßnahmen

  • Schaffung der praktischen und baulichen Voraussetzungen für eine dauerhafte Ausstellung als kulturhistorisches Ausflugs- und Informationsangebot mit modernen Mitteln der Museumsgestaltung und interaktiven Elementen für die ganze Familie. Die Ausstellung soll nach Möglichkeit die Kriterien der Barrierefreiheit erfüllen.

  • Erarbeitung von museumspädagogischen Angeboten für Schulen und Besuchergruppen (Einheimische und Touristen): Entwickeln eines Angebots von Veranstaltungen: z. B. Vorträge, Exkursionen u. ä. sowie die Organisation von Sonderausstellungen

  • Öffentlichkeitsarbeit sowie Einbindung in die Tourismuswerbung als kulturelles Alleinstellungsmerkmal.

 

Ziele

  • Regionale Wirtschaftskraft und Wertschöpfung: Das Projekt soll ein nachhaltiges kultur-touristisches Angebot geschaffen werden, das die Wertschöpfung im Tourismus sichert und fördert. Die Tourismusbranche bietet in Pfronten 1.000 Arbeitsplätze und generiert ca. 55 Mio. Euro an Wertschöpfung. Vom Tourismus wiederum profitieren andere Branchen wie Einzelhandel und Handwerk, die von einer Sicherung und Förderung des Tourismus profitieren.

  • Förderung der Lebensqualität: Die dauerhafte Ausstellung macht einen wesentlichen Teil der Allgäuer Geschichte erlebbar und begreifbar. Sie schafft ein Ausflugsziel, fördert die Allgäuer Identität. Was durch die Schaffung museumspädagogischer Angebot und Veranstaltungen unterstützt wird.

  • Allgäuer Identität: Das Projekt erhellt einen wesentlichen Teil der Allgäuer (Wirtschafts-) Geschichte und macht ihre Auswirkungen und Bedeutung bis heute deutlich. Es macht deutlich, dass die damaligen Protagonisten Chancen erkannten und über den üblichen Horizont hinaus gedacht und mutig gehandelt haben. Schon damals waren sie regional und überregional vernetzt. Aus der Gründung der Firma Gebr. Haff ging ein "Stammbaum" der Feinmechanik und später des Maschinenbaus ausgehend von Pfronten hervor.

  • Stärkung des Standortes Allgäu: Das Projekt reiht sich als Kulturprojekt in die Aktivitäten der Allgäu GmbH (Innovation aus Tradition) zur Stärkung des Standortes Allgäu ein. Es vernetzt verschiedene Akteure am Ort und in der gesamten Region und bietet eine spannende und innovative Aufbereitung der industriellen Geschichte, die nachhaltig prägend ist.

Projektdaten

Projekttitel

Mächlerwelten Pfronten

 

Träger

Gemeinde Pfronten

 

Gesamtkosten

250.000,00 €

 

Förderbetrag

125.000,00 €

 

Projektgebiet

Gemeinde Pfronten

 

Förderperiode

LEADER 2014 - 2020